Eröffnung der Ausstellung "Begegnungen: Almer- Weiß"
am 17. Oktober 2014 im Rathaus Voitsberg

Laudatiorede des Diözesanbischofs Dr. Egon Kapellari

zum Video

klein (ca. 35 MB)

hohe Qualität (ca. 82 MB)

Videolink (Youtube)


Grußworte von Bürgermeister Ernst Meixner

Prof. Dr. Ernst Lasnik stellt Prof. Franz Weiß vor

 


HR Mag. Herlinde Almer bedankte sich für den ausgezeichneten Vernissageabend

Laudatio von Diözesanbischof Dr. Egon Kapellari

 

The Cornpipes mit Michael Wirthner (Flöte), Ernst Wirthner (Gitarre), Klemens Bittmann (Violine) und Gerhard Almer (Bodhran und Percussion) spielten irische Volksmusik


Vernisssage

 

Laudatiorede des Diözesanbischofs Dr. Egon Kapellari

Die heute hier zu  eröffnende  Ausstellung ist  der Person  und dem Werk  zwe1er Kunstschaffender gewidmet, die einander vor vielen Jahren als Studierende an der Wiener Akademie der Bildenden Künste kennengelernt haben, und zwar in der von Herbert Boeckl geleiteten Meisterklasse. Geprägt war ihre künstlerische Ausbildung vorher durch Professor Rudolf Szyszkowitz an der Grazer Ortweinschule, dort allerdings nicht zeitgleich. Die Rede ist heute, wie wir alle wissen, von Frau Hofrätin Magistra Herlinde Almer und vom verstorbenen Künstler Professor Franz Weiß, der im hohen Alter von 93 Jahren in Gottes Ewigkeit gerufen worden ist.

Ich spreche hier zuerst von Professor Franz Weiß, dessen Werk zu einem großen Teil in Auseinandersetzung mit christlich-religiösen Themen entstanden und in vielen sakralen und anderen Häusern der katholischen Kirche geborgen ist: so auch in meinem bischöflichen Haus. Im Sitzungssaal des Bischöflichen Konsistoriums befindet sich ein Holzschnitt mit dem Thema: "Maria als Knotenlöserin".  In den Sitzungen des Konsistoriums begegnen wir ja vielen Problemknoten und versuchen, sie durch Gebet, Gespräch und Denkarbeit aufzulösen. Und im Empfangsbereich des Bischofshauses befinden sich drei mich besonders erfreuende Aquarelle mit Darstellungen von Blumen. Im Bischöflichen Sekretariat ist schließlich ein Holzschnitt von Franz Weiß zu sehen, den der verstorbene Meister auf Ersuchen des Kölner Erzbischofs Joachim Meisner für das Weltjugendtreffen in Köln geschaffen hat. Er zeigt vor der Silhouette des Kölner Domes die dort verehrten Heiligen Drei Könige in Anbetung vor dem Christuskind. Kardinal Joachim Meisner hat nach dem Kölner Weltjugendtag gemeinsam mit mir den Meister Franz Weiß in seinem Haus im Tregisttal bei Voitsberg besucht und wir haben miteinander in und vor der Kapelle unterhalb dieses Hauses gebetet und ergriffen die Bilder betrachtet. Das Werk von Franz Weiß ist ein bleibender künstlerischer und spiritueller Schatz in unserem Land und darüber hinaus. Der Meister ist auf eindrucksvolle Weise einen unverwechselbar eigenen künstlerischen Weg gegangen, abseits vom Wechsel zeitgleicher künstlerischer Strömungen, und er hat Qualitätsvolles geschaffen, das bleibt.

Heute begegnen wir hier einer Auswahl aus dem überaus umfangreichen Werk dieses weststeirischen Künstlers. Wir begegnen heute hier aber ebenso einer Auswahl aus dem Werk von Frau Hofrat Mag. Herlinde Almer. Beide Kunstschaffenden hatten vor langer Zeit, so wurde mir gesagt, die freilich vage gebliebene Idee, eine gemeinsame Ausstellung zu veranstalten. Diese Idee ist nun hier in Voitsberg realisiert worden.

Während Franz Weiß nun in Gottes Ewigkeit aufgehoben ist, von der wir einerseits als ewige Ruhe  und  andererseits  als ewiges Leben  sprechen, ist Frau Herlinde  Almer  eine quicklebendige, in jeder Hinsicht jung gebliebene Künstlerin. Vielleicht ist sie auch deshalb so jung geblieben, weil sie als Kunsterzieherin in den Gymnasien von Leibnitz, Weiz und Birkfeld und als Direktorin der Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik in Hartberg vor allem mit jungen Menschen zu tun hatte. Gute Lehrerinnen und Lehrer sind immer auch mäeutisch begabt. Sie sind also ausgerüstet mit der pädagogischen Hebammenkunst des Sokrates, die der Entfaltung der Fähigkeiten ihnen anvertrauter Menschen - meist junger Menschen - dient. Die Hebammenkunst von Frau Hofrat Almer war besonders, wenn auch nicht nur, den künstlerischen Fähigkeiten junger Menschen zugewendet. Sie war dabei inspiriert von Lehrmeistern wie Szyszkowitz, Dombrowski und Boeckl. Als begabte Schülerin solcher Meister ist sie aber von diesen Vorbildern weg in Freiheit ihren eigenen Weg weitergegangen.

"Die Sprache ist nicht auf alles eingerichtet", hat Goethe im Alter gesagt, obwohl er selbst so überaus sprachmächtig gewesen ist. Die Grenze der Sprache als Gefüge von Worten ist besonders dann bald erreicht, wenn sie sich mit Werken der bildenden Kunst oder der Musik auseinandersetzen soll. Bildende Kunst und Musik haben ja je schon ihre eigene Sprache und bedürfen nicht von vorne herein einer ergänzenden oder vertiefenden Interpretation durch Sprache als Gefüge aus Wörtern und Sätzen. Unter diesem Vorbehalt steht auch jede literarische Annäherung an Werke der Malerei. Das gilt schon gar, wenn es sich dabei nicht um gegenständliche, sondern um mehr oder weniger abstrakte Kunst handelt. Insofern kommt man bei der sprachlichen Deutung mancher Bilder von Frau Hofrat Almer viel früher an eine Grenze als bei der Deutung des Werkes von Franz Weiß. Ich versuche hier nicht, das zu tun, was sprachkundige Experten für Kunst der Gegenwart mit Worten tun. Ich verweise vielmehr auf ein Wort der jüdischen Mystikerin Simone Weil, die gesagt hat: "Es gibt nur eine Methode um Bilder zu verstehen - nicht versuchen sie zu interpretieren, sondern so lange anschauen, bis das Licht hervorbricht."

Auch in Bildern von Herlinde Almer ist viel Licht. Dieses Licht ist in den Jahren und Jahrzehnten des künstlerischen Schaffens dieser Frau  schon  sehr  vielen  Menschen aufgegangen und wird anderen in Zukunft aufgehen. Dies gilt auch bezogen auf die heute hier präsentierten Bilder dieser Pädagogin und Künstlerin, die in der Wort- und Bildwelt der Bibel tief verwurzelt ist. Ich schließe mit einem darauf beziehbaren Wort von Friedrich Hölderlin. Es lautet: "Und die Lieb' heftet fleißig die Augen (an)" und steht am Schluss der Hymne "Andenken". "Und die Lieb' heftet fleißig die Augen (an)". Tun wir das, meine Damen und Herren, auch am heutigen Abend und immer wieder.

Ich danke Ihnen.

Video: Vernissage Franz Weiss und Herlinde Almer


Video - klein


Video - groß